Die blaue Krücke – oder Hinkebein am Hochrhein

Einen Tag später wie der Rest der Truppe starteten Heinz und ich am Freitagnachmittag bei hochsommerlichen Temperaturen unsere Fahrt zum Treffpunkt in Schaffhausen. Fast zeitgleich mit den Paddlern, die an diesem Tag den Rhein unterhalb des Rheinfalls erkundet hatten, erreichten wir den kleinen, unmittelbar am Rhein gelegenen Campingplatz von Schaffhausen.

Abkühlung am AbendAbkühlung an diesem heißen Wochenende verschafften sich ein paar Wagemutige unter „Anleitung“ unserer Zeltnachbarin (einer waschechten Schaffhausenerin) direkt im eiskalten Wasser, in dem man sich typischerweise einfach vom Einstieg zum Ausstieg treiben lässt. Kaum fünf Minuten waren ausreichend um die Hitze des Tages aus den Knochen zu bekommen.

Beratung im WasserAm nächsten Tag machten wir uns auf dem Weg nach Mammern am Bodensee, von wo aus wir unsere Tour starten wollten. Wir konnten beim örtlichen Campingplatz Seewiese einsetzen und waren gerade dabei die Boote startklar zu machen als es passierte. Das Steuer unseres neuen Zweierkajaks war Schuld! An ihm blieb mein linkes Bein hängen und beim Sturz verdrehte sich das Knie so unglücklich, dass es unmöglich war dieses wieder zu belasten. Auf der Suche nach dem kühlenden Nass, robbte ich die wenigen Meter zum Wasser. Die ankommenden Mitpaddler haben natürlich sofort geglaubt, mir wäre jetzt schon zu warm.

Nach kurzer Beratung, ob Krankenhaus, Arzt ja oder nein, jetzt oder später und einer Erstversorgung mit Verband und Schmerztabletten haben wir uns entschieden, erst die Tour zu Ende zu fahren (schließlich wollte ich ja wenigstens auch ein paar positive Eindrücke vom Wochenende mit nach Hause nehmen) und uns Abends um die ärztliche Versorgung zu kümmern.

Idylle am HochrheinEs war eine wunderschöne Fahrt (kühlendes Wasser immer direkt an der Hand) auf dem Rhein, der an dieser Stelle ein wahres Ausflugsparadies für die Einheimischen ist. Überall Boote, Schlauchboote, Badegäste und ganz, ganz viele kleine Buchten, an denen man anlanden und Picknick machen kann und auch Dörfer und Biergärten, die zum Verweilen einladen. Glasklares Wasser, eine wahre Idylle. Für das Mittagessen haben wir uns dann auch eine der typischen Buchten ausgesucht und im Schatten den vorbeiziehenden Ausflüglern zugesehen.

Stein am RheinUnseren ersten Halt machten wir aber in Stein am Rhein, wo wir unseren „Stein“ (Bier) direkt auf einer Parkbank am Ufer tranken, da sich mein Bein nicht biergartentauglich anfühlte.

Auf den zweiten Biergarten haben meine Mitpaddler dankbarer Weise verzichtet, da sich das Ein- und Aussteigen mit kaputtem Knie nicht wirklich gut anfühlt und ich doch endlich wissen wollte, was mit meinem Knie los ist.

Abends lernten wir, Peter und ich, dann noch das Spital in Schaffhausen kennen, nachdem Peter herausfinden konnte, dass die deutsche Krankenkarte dort akzeptiert wird (inzwischen weiß ich, dass das mittlerweile überall in der EU und der Schweiz so sein sollte). Die Begegnung mit dieser fremden Krankenhauswelt war eine sehr angenehme, ich bekam sogar sofort eine Pflegerin zugeteilt, die mich ständig nach meinen Wünschen fragte und mir Zeitschriften und Eisbeutel zum Kühlen brachte. Mir wurde richtig Angst, ich hatte ja nicht vor im Krankenhaus zu bleiben. Na ja, die Behandlung hat sich auch dort in die Länge gezogen aber immerhin kamen wir mit gelbem Verband (passend zu meinem T-Shirt von der Pflegerin ausgesucht!), Schiene und blauen Krücken (bei dem stolzen Preis von 50 Franken hätten sie eigentlich golden sein müssen) und informativem Wissen über das typische Leben auf dem Rhein der Schaffhausener Urbevölkerung, über das mir der Arzt ausführlich berichtete, noch so rechtzeitig zum Campingplatz zurück,

Rheinfall am Abenddass Peter am Ausflug zum Rheinfall teilnehmen konnte. Alle Teilnehmer strahlten noch am nächsten Tag ob dieses wunderschönen Erlebnisses.

Für den folgenden Tag konnte Heinz Bernhard als Compagnon im Zweier gewinnen, während Elisabeth und ich es uns an einem schattigen Plätzchen am Strand am Bodensee gemütlich machten. So hatten alle etwas davon und auch diese Fahrt endete mit zufriedenen, wenn auch müden Gesichtern. Wie es den Paddlern an diesem Tag erging ist eine andere Geschichte.

Fazit: Wir müssen unbedingt noch einmal an den Hochrhein. Schließlich will auch ich die Fahrt, die Biergärten, den Rheinfall bei Nacht und vielleicht auch die Insel Reichenau in all ihrer Schönheit noch einmal richtig genießen.

                                                                                                                                                                                                                                                                Michaela Kastl-Bastian

 

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