Rückblick ins Jahr 2012 – Spreetour (2)

Bericht zur zweiten Woche Spreetour oder Hechte beißen nur in rote Paddel

Zu Hause angekommen, fragte ich Eva, welcher der schönste Teil der Tour war und wir waren sofort einer Meinung (was übrigens nicht zwangsläufig ist), es war der Paddeltag auf den Berliner Seen mit gemütlichen Einkehrpausen und Schwimmen im erfrischendem Nass des „Langen Zugs“. Manchmal war die Paddeltour auf der Spree auch ein Blick in die Vergangenheit: Also um 20:00 Uhr schließt im Wilden Osten die Küche und bitte keine Beilagen austauschen, Bestellungen streng nach Karte, nicht à la Carte. Warum man Würzfleisch und Soljanka dennoch unbedingt probieren sollte? Weil es lecker aussieht und schmeckt! Auch das Bier, in der Vergangenheit regional eher als „Sterbehilfe“ bekannt, hat einen deutlichen Schritt Richtung Braukunst genommen.

Die Natur war unglaublich schön: Fischadler, Reiher, Kraniche, endlose Sonnenblumenfelder, Seerosen, Libellen in allen Farben und nicht zu verschweigen einen angreifenden Hecht, der in einem roten fluoreszierenden Paddel deutliche Bissspuren hinterließ. Die freundlichen und rücksichtsvollen Angler hatten diese Art des Sportfischens noch nicht entdeckt (Geheimtipp).

Die Städte: Beeskow ausgesprochen BEEESKO (das W am Ende wird nicht gesprochen) und Fürstenwalde ausgesprochen FÜRSTENWALDE waren toll restauriert und sehenswert. Es gab viel zu entdecken. Besonders beeindruckend sind die Ehrendenkmäler der Roten Armee, die Burgen, Stadtmauern und die Kirchen.

Apropos Rote Armee:  Das Forsthaus an der Spree, eines unsere Touretappen, war das Rückzugsdomizil der RAF in der DDR, hier wurden wir besonders freundlich aufgenommen:

„Berühmt wurde das Haus, als nach der politischen Wende in Deutschland ehemalige Terroristen der RAF enttarnt wurden. 1980 tauchten Terroristen der sogenannten 2. Generation der RAF in der DDR unter. Anlaufpunkt und auch späterer Treffpunkt war das Forsthaus an der Flut -Objekt 74“.

Zitat aus der Speisekarte, in der übrigens auch Salat und Nudeln vermutlich aufgrund des frühen „revolutionären“ westlichen Einflusses Berücksichtigung fanden.

Flut –Objekt 74

Wahrscheinlich haben wir in den gleichen Betten wie die RAF Aktivisten geschlafen: Ich für meinen Teil hatte in dieser stillen Nacht nichts geträumt und lag sehr bequem. Interessant war auch der Rastplatz „Jägerbude“, bekannt wegen seiner besonderen Zuschläge zum Campingpreis: Frischluft-, Zivilisations- und Nachtzuschlag, war nach einer ca. 32,5 km Etappe ein besonderes Highlight. Zum Essen mussten wir alle unsere Vornamen preisgeben, auch die Zuordnung war einwandfrei: „Stefan gehört zu Eva, d.h. Eva bezahlt!“ Gott sei Dank, war doch der nächste Geldautomat ca.10 km entfernt.

Am nächsten Tag in der Hauptstadt angekommen freute ich mich besonders über den Durchlaufkühler der Zapfanlage des Schmöckwitzer (SCHMÖGWITZ) Eisenbahn Sport Vereins. Der Italiener um die Ecke verwöhnte uns mit tollem Eis, Pasta, Pizzen und der typisch südländischen Gastfreundschaft. Die gemeinsame Übernachtung in einem Mehrbettzimmer erweckte im ersten Moment Erinnerungen an Jugendherbergen oder die Fernsehserie „Waltons“. Ich möchte ausdrücklich darauf hinweisen, der Berliner Bär ist omnipräsent, daher waren in der Nacht deutliche Schnarch- und Brummgeräusche (laut Mitteilung meiner Zimmergenossen) bei offenem Fenster wahrnehmbar.

Ein Ausflug nach Köpenick mit seiner Altstadt und dem Schloss bildete einen runden Abschluss einer schönen Tour. Vielen Dank an Hanne, Mechthild, Ilka und Eva sowie an Karl-Heinz, Thomas, Martin und Merlin: Es war eine schöne Woche.

Das Wichtigste hätte ich beinahe vergessen: Wir sind die Spree (SCHPREE) gepaddelt und die war wunderschön.

Stefan Haag

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