Weinprobe mit kleiner Exkursion in die Germersheimer Festungsgeschichte

WeinprobeDie aktive Paddelsaison ist seit ein paar Wochen vorbei und somit Zeit, andere Gelegenheiten zu ergreifen, um in gemütlicher Runde einen schönen Abend zu verbringen. Hierzu bot sich am Samstag, den 7. November eine Möglichkeit, allerdings außerhalb unseres Bootshauses und auf ganz anderem Terrain. Wir wollten uns nicht nur in den Bereich des Weinan- und insbesondere des Weinausbaues vertiefen, sondern auch Geschichtliches über die Festungsstadt Germersheim erfahren.

WeinprobeSo trafen wir uns – 18 Personen – vor dem Weißenburger Tor zu einer rund 60-minütigen kleinen Stadtführung als ersten Teil unserer Veranstaltung. Unser Stadtführer vom Touristikzentrum Germersheim, Herr Baus, führte uns an der Brücke zum Weißenburger Tor in die Stadtgeschichte ein. Hier ein – wirklich – ungemein grober Abriss: ursprünglich römische Soldatensiedlung, 1276 Verleihung der Stadtrechte durch Rudolf von Habsburg, zunächst Landvogtei, später Amts- und Oberamtsstadt, 1674 Zerstörung der Stadt und des Schlosses durch die Truppen des Marschalls Turenne, 1793-1816 Germersheim unter französischer Herrschaft, 1816 Germersheim kommt mit der Pfalz zu Bayern, 1834-1861 Bau der Festung zur Sicherung des Rheinübergangs und eben wegen u.a. der Franzosen, nach Fertigstellung Festung überholt wegen neuer Waffentechnik, bis 1918 Festungs- und Garnisonsstadt, 1921/1922 Schleifung der Festung aufgrund des Versailler Vertrags. Unser Weg führte uns über den Paradeplatz vorbei am Lazarett in Richtung Arrestgebäude, dann ein Stück entlang der Queich über den Willy-Brand-Weg zum traditionellen Café „Zum Elefanten“ in der Hauptstraße und zum Protestantischen Dekanat, der ehemaligen Kommandantur der Festungsstadt, zurück zum Weißenburger Tor. Unser Stadtführer verabschiedete sich und wir waren uns alle einig, in dieser Stunde eine interessante, mit den wichtigsten geschichtlichen Daten und Geschehnissen und netten Anekdoten gespickte Führung erlebt zu haben.

WeinprobeIm Weißenburger Tor erwartete uns bereits Pawel Hener vom Weingut Heinz Pfaffmann aus Walsheim. Wir hatten uns einiges vorgenommen, denn es standen zwölf Weine zur Verkostung an, acht weiße, ein Rosé und drei rote Weine. Ein frischer Riesling machte den Anfang, gefolgt von trocken ausgebauten Weiß- und Grauburgern sowie einem Chardonnay. Hier gingen schon die ersten Meinungen auseinander, was aber der Stimmung keinen Abbruch tat. Im Gegenteil: WeinprobeDie Stimmungslage stieg nach jedem weiteren Wein und der Geräuschpegel dementsprechend auch. Der Versuch, bei den verschiedenen Weinen unterschiedliche Frucht-, Gewürz- oder gar Gemüsearomen herauszuriechen und zu schmecken, spaltete die Gruppe in Anfänger und Fortgeschrittene. Nicht bei jedem erinnerte das Aroma des vor ihm stehenden Weins an schwarze Johannisbeere, Melone, Pfirsich, ja oder gar grünen Paprika. Aber es schmeckte trotzdem. Während wir von den trockenen zu feinherben und edelsüßen Weißweinen übergingen, erfuhren wir einiges über Restsüße, Rebenschnitt, Ausbau im Keller, Anbaugebiete, Flurbereinigung, Böden und Klimaverhältnisse, um nur einige der Themen aufzuführen. Es kann auch sein, dass mir im Laufe des Abends das ein oder andere entfallen ist. WeinprobeErinnern kann ich mich auf jeden Fall an die Erläuterungen zum Barrique- und Holzfassausbau, da wir da nämlich zu unseren letzten drei Weinen, eben den Rotweinen, kamen. Alle drei waren eine Cuvée aus zwei bis drei roten Rebsorten und trugen Namen wie „Tricky Red“ und „Evil Red“, zwei sehr gehaltvolle und wuchtige Weine. Zu verachten war, aus meiner Sicht, auch nicht die Cuvée aus Dornfelder und Merlot. Hier konnte aber der ein oder die andere mir nicht zustimmen. Wein ist eben Geschmacksache, wie wir immer wieder feststellen mussten. In jedem Fall waren diese der richtige Abschluss für eine sehr informative, fachkundig und engagiert vorgetragene Weinprobe unseres jungen Winzers.

WeinprobeEs war mittlerweile 21:30 Uhr und die Weinprobe sollte bereits vor einer halben Stunde beendet sein. Ich hatte einen Tisch im „Il Colosseo“, im ehemaligen Gasthaus zum Rebstöckel, reserviert, wo wir den Abend dann auch gemütlich ausklingen ließen.

Brigitte Doppler

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