Rückblick ins Jahr 2012 – Der obere Neckar
Mein erstes „Wild“-Wasser – Ein Septemberwochenende am Oberen Neckar
Den Neckar zwischen Mannheim und Heidelberg kennt fast jeder. Der Obere Neckar ist jedoch kaum bekannt. Genauso ging es auch mir. Horb? Ich wusste gar nicht, wo das liegt, Na ja, dachte ich, irgendwo hinter Heidelberg, das Navi wird es schon finden. Unsere Kanu Tour begann Donnerstagabend mit dem Beladen des Bootsanhängers am Vereinsheim. Michaela und ich hatten uns bereit erklärt, den Bootsanhänger zu ziehen, da wir sowieso im Bus übernachten wollten und Peter seinen Wohnwagen mitnehmen wollte. Unsere Boote mussten auch auf den Anhänger, da unser Bus keinen Dachträger hat, dafür hat er aber eine Anhängerkupplung. Unser Mercedes, mit dem wir normalerweise unsere Boote transportieren, hat einen Dachträger aber keine Anhängerkupplung. So mussten die Boote mit dem Mercedes zum Vereinsheim gebracht und umgeladen werden. Micha wollte direkt mit ihrem Wagen von der Arbeit ins Vereinsheim kommen. Naja, irgendwie standen wir dann mit drei Autos und zwei Fahrern am Vereinsheim und beluden den Anhänger. (Was wir mittlerweile gut können, ist Autos umsetzen.) Peter und Beate wunderten sich auch. Nach und nach trafen alle Teilnehmer ein, zehn an der Zahl und es begann ein fröhliches Bootestapeln. Beate und Sonja wollten am nächsten Tag mit uns fahren. Schnell wurde noch ausgemacht, wer wen abholt und warum, und alle freuten sich auf den nächsten Tag.
Hanne hatte per E-Mail den Treffpunkt mitgeteilt: Horb-Mühlen Sportlerheim Remigiusstr. 65 bzw. der 300 m entfernt gelegene Gasthof Adler für diejenigen, die später eintreffen. Dort wollten wir zu Abend essen. Mein Navi nahm widerwillig die Adresse an, Nr. 65 gibt’s nicht, na ja, dann halt Gasthof Adler. Der Anhänger lief sehr gut hinter dem Bus, man vergaß sehr leicht, dass man mit Anhänger nur 80 km/h fahren darf. Beate und Sonja unterhielten sich und uns prächtig, so dass die Zeit wie im Flug verging. In Mühlen am Gasthof Adler meinte das Navi: Sie haben ihr Ziel erreicht und wir fingen an, den 300m entfernten Sportplatz zu suchen. Nach ca. zwei Kilometern fanden wir den Fußballplatz mit Sportheim. Peter und Hanne waren schon da (Peters Navi hatte das Ziel mitten auf der Landstraße geortet). Navis sind seltsame Geschöpfe. Im Gasthof Adler war eine geschlossene Gesellschaft und für uns war kein Platz, so mussten wir in den Nachbarort fahren ins Kö23, ein Jugendtreff mit Spielhalle und angrenzendem Restaurant. Was mich nachdenklich stimmte: Auf gleicher Etage befand sich auch die Praxis eines Internisten für eventuelle Magenprobleme. Jägerrostbraten, Zwiebelrostbraten, für mich einen Seniorenteller, bitte nicht so groß wie am Nachbartisch („das ist der Seniorenteller“). Als Hanne dann noch ein Eis bestellte und die Bedienung freiwillig noch vier Löffel brachte, wusste ich, warum der Internist auf der gleichen Etage sein Domizil hatte. Wir waren pappsatt. So zogen wir gestärkt zu unserer Wagenburg mit Dackelgaragen (Zelten) und begaben uns in unsere Schlafsäcke. Der Sportplatz in Mühlen war unser Ausgangspunkt, von hier starteten wir unsere Paddeltouren. Das Sportheim ausgestattet mit Toiletten- und Duschanlagen, mehreren Grillplätzen, Feuerholz, sehr ruhig gelegen, ein idealer Platz und direkt am Neckar, war auch gleichzeitig die Ausstiegsstelle für die erste und Einstiegsstelle für die zweite Tour.
Die erste Tour von Sulz führte uns mit schneller Strömung nach Horb. Aus dem Schwarzwald kommend, hat sich der Neckar sein Flussbett durch die Kalkmassive gegraben. Der Neckar fließt hier mit flotter Strömung durch eine ursprüngliche Landschaft.
Zahlreiche Stromschnellen und Wehre ließen die Paddeltour zu einem spritzigen Erlebnis werden. „Alle Wehre sind zu umtragen“ steht es in der Touristik-Info. Während es für die Wildwasserboote kaum ein Problem war, stießen wir, Thomas, Holger, Micha und ich mit den Wanderbooten doch schon bei den Stromschnellen an unsere Grenzen, was uns aber nicht davon abhielt, es trotzdem zu probieren. Peter bläute uns Disziplin ein und wie eine Perlenschnur fuhren wir ihm nach, das war lehrbuchmäßig.
Ich war erstaunt, wie gut das klappte, obwohl ich einer der ältesten, aber auch der unerfahrenste Teilnehmer war. Beate, Sonja und Hanne gaben immer wieder Tipps, wie man das „Wasser“ richtig einschätzte, um die Spur zu halten, und die Sache fing an, richtig Spaß zu machen. Ich begann, mich als erfahrener (Angst)Hase zu fühlen. Zwei „Abstürze“ mit Warnschildern „unbedingt umtragen“, für Kanadier vielleicht problematisch, für uns ein Klacks, wir wurden ganz schön übermütig und stolz.
In Horb angekommen, machten wir erstmal Pause und stärkten uns im Cafe mit warmen Getränken. Durch den einsetzenden Nieselregen war es etwas frisch geworden. Nun kamen auch unsere Bootswagen zum Einsatz, da eine längere Strecke zu umtragen war. Einsetzen an den Hängen der Bundesgartenschau in starker Strömung und dann im Kehrwasser auf die anderen warten. Was dann auf uns wartete, war „Wildwasser“ vom Feinsten. Jetzt zeigte sich, dass der Paddelkurs im Vorjahr wirklich was gebracht hatte, wir waren keine Anfänger mehr. Mit einem „das ging aber schnell“ kamen wir bereits am frühen Nachmittag wieder an unserem Campingplatz an, da der Fluss doch eine beachtliche Fließgeschwindigkeit hatte. Am Abend war „Grillen“ angesagt, Albert und Holger feierten ihren Einstand im Verein. Es gab Mici – gegrillte Hackfleischröllchen (so ähnlich wie Cevapcici), eine rumänische Spezialität, die Alfred mitgebracht hatte. Zu vorgerückter Stunde saßen wir mit Rotwein am Lagerfeuer und fotografierten voll den Mond, äh, den Vollmond.
Die zweite Tour auf dem Oberen Neckar führte uns am Sonntag vom Sportplatz Mühlen in Richtung Sulzau–Rottenburg bis nach Böstringen. Wir brachten die Boote zu Wasser und als „erfahrener Hase“, ich war noch nicht richtig im Boot, lag ich auch schon im Wasser. Fast, denn Hannes Geistesgegenwart hatte ich es zu verdanken, die blitzschnell reagierte und mein Boot aufrichtete, so dass ich gar keine Zeit hatte, ins Wasser zu fallen. Anfänger-(glück). Leider hatte keiner einen Fotoapparat zur Hand. Peter, Alfred, Holger, Thomas und Albert überlegten, ob das schon für ein „Kenterwasser“ reiche. Da waren sich alle einig: Ja.
Dann konnte die heutige (gemütliche) Tour beginnen. Der Neckar durchfließt hier ein weites Tal, mit Weiden und Pappelbewuchs. Zahlreiche Tiere lassen sich hier beobachten. Einige Male beobachteten wir Eisvögel.
Eine Idylle, keiner hatte Ambitionen, schnell vorwärts zu kommen. Schwalbenschwärme begleiteten uns, wahrscheinlich durch die Mücken, die wir anzogen (bedingt durch den Angstschweiß?). Immer, wenn das Wasser ruhiger wurde, ahnte man, dass jetzt bald wieder eine Wehranlage für Abwechslung sorgen wird. Diese Wehranlagen waren heftiger als die vom Vortag. Hätten wir diese Tour am ersten Tag gemacht, ich glaube kaum, dass ich Lust gehabt hätte, weiterzumachen. Aber so steigerten wir uns. Die letzte Wehranlage hatte es auch noch mal in sich. „Warum sollen wir hier runter, das Flüsschen geht doch ruhig an der Wehranlage vorbei?“ fragte ich. Ja, es endete dann auch direkt in einem Mühlrad! „Achtung Lebensgefahr!“ stand an der zweiten Brücke.
Am Stellplatz heil angekommen, verluden wir unsere Boote, fuhren wieder zum Campingplatz zurück, noch einmal schnell duschen und ab ging‘s auf den Heimweg. Im Bus herrschte etwas traurige Stimmung, schön war es, nur leider viel zu kurz.
Heinz Bastian
(Quelle Fotos: Horb Tourismus)
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