Abschied von Ralf Philipp

Die traurigste Fahrt, die ein Paddler antreten muss, ist das Kajak ohne seinen Paddler von einer geplanten Tour zurückzuholen. Diese Fahrt mussten wir am Sonntag, den 4. Juni 2017 nach Rüdesheim machen. Die Wasserschutzpolizei hatte dort das Kajak nebst Zubehör und persönlichen Sachen von Ralf sichergestellt.

Ralf hatte von Freitag bis Sonntag eine Paddeltour durch das Mittelrheintal von Trechtingshausen nach St. Goarshausen geplant. Übernachtet hat er, wie schon so oft, auf dem Campingplatz Marienort, nachdem er auf dem Campingplatz in St. Goarshausen sein Auto abgestellt und mit Fähre und Mittelrheintalbahn zurück nach Trechtingshausen gefahren war. Am Samstagmorgen musste er aufgrund eines Gewitters bei Lorch vom Rhein herunter, wartete dort den Abzug des Gewitters ab und stieg danach erneut ins Boot. Das Wetter schlug jedoch innerhalb kürzester Zeit um. Ein Blitz traf Ralf und ging durch ihn komplett hindurch. Er kenterte, blieb unter Wasser. Seine Bergung gestaltete sich sehr schwierig, Zeugen am Ufer wählten die Notrufnummer. Die Wasserschutzpolizei und Rettungsdienste waren innerhalb von zehn Minuten nach Eingang des Notrufs vor Ort, so die Aussage der Wasserschutzpolizei Rüdesheim. Ralf wurde mit einem Rettungshubschrauber in die Uniklinik nach Mainz gebracht. Es stand sehr schlecht um ihn; am Sonntagmorgen ist Ralf um 7:23 Uhr verstorben.

Die Wasserschutzpolizei geht von einem tragischen Unfall aus. Die Stelle, an der der Unfall passierte, Rheinkilometer 540, die Wisper mündet dort in den Rhein, ist bekannt und gefürchtet als Wetterscheide im Mittelrheintal. Der am Sonntag diensthabende Beamte Collet wohnt dort und berichtete, dass er es sehr oft erlebt habe, dass innerhalb von wenigen Minuten das Wetter dort umschlage.

Karl-Heinz, Mechthild, Harry und ich sind am Sonntag Nachmittag nach Rüdesheim gefahren, haben dort die persönlichen Sachen nebst Kajak und Zubehör von Ralf in Empfang genommen, das Boot aufgeladen und sind zum Campingplatz nach St. Goarshausen weitergefahren. Wir haben dort Ralfs Auto abgeholt und zu ihm nach Hause gebracht; Ralfs Kajak liegt wieder in unserer Bootslagerhalle.

Ralf ist 46 Jahre alt geworden und seit Juli 2006 Mitglied unseres Vereins. Der Name seines Kajaks „Hakuna Matata“ (aus der afrikanischen Sprache Swahili: Es gibt keine Probleme) war für ihn Programm, wenn er in seinem Boot unterwegs war. Er war ein leidenschaftlicher Paddler, die Tour im Mittelrheintal war seine Lieblings- und Hausstrecke. Ich verbinde mit Ralf sehr schöne Paddeltouren und viele persönliche Gespräche. Wir werden ihn sehr vermissen.

Unser Beileid aber gilt ganz besonders seiner Frau und seinen Angehörigen. In Gedanken sind wir bei ihnen. Sie können sich sicher sein, dass wir, wenn wir an Ralf denken und von ihm erzählen, auch ein Lächeln auf dem Gesicht haben werden.

 

Brigitte Doppler

 


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