Urwaldtour auf dem Ottenheimer Mühlbach und dem krummen Rhein bis nach Straßburg

Tag 1 auf dem Ottenheimer Mühlbach

Die Wettervorhersage prophezeite für die Vereinsfahrt nach Kehl nasse Aussichten: am Freitagabend könnte es für den Zeltaufbau noch trocken bleiben, aber am Samstag auf dem Ottenheimer Mühlbach sollte es bei Dauerregen und 18 Grad etwas ungemütlich werden. Sonntag hatte Petrus ein Einsehen und versprach Sonne und Schönwetterwolken für eine Genusstour auf dem krummen Rhein. Als Basislager hatte Bernhard die Kehler Paddlergilde ausgesucht, deren großes Bootshaus mit einer komfortablen Küche und Zeltwiese viel Platz für uns neun hungrige Paddler bot.

Wir waren Freitag nach Ankunft froh, die Zelte noch im Trockenen mit Spannleinen und Bodenplanen sturmfest aufbauen zu können. Danach gönnten wir uns im Hafen spanische Tapas und andere mediterrane Leckereien mit Bier und Cocktails, um die Kalorien für die nächsten Tage einzuspeichern.

Regenfest eingehüllt in Neoprenhosen, Regenjacken und wasserdichten Hüten starteten wir am Samstag an der Einsetzstelle in Schwanau. Wir genossen trotzdem die auf 11 km gekürzte Tour bis zum Anglerheim Ichenheim, denn der Wechsel von Fließstrecken und seenartigen Abschnitten im Auwald hatte auch im Regen seinen Reiz.

Einige glitschige Umtragestellen galt es mit vereinten Kräften im „Regenwald“ zu bewältigen. Nach 3 Stunden waren wir ganz froh wieder ins Trockene zu kommen und freuten uns schon auf die Luxusduschen im benachbarten Yachtclub.

Zurück im Basislager bei der Kehler Paddlergilde wurden die Sturmleinen der Zelte nochmal festgezurrt und die Bodenplanen geprüft. Am späten Nachmittag ließ der Regen zum Glück etwas nach und die Mitglieder der Kehler Paddlergilde konnten den Grill beim Sommerfest doch noch anheizen und unsere Steaks und Bratkäse mit auflegen. Mechthilds Quarkkuchen und viele Radler rundeten den Abend kulinarisch ab, bevor wir im Zelt noch der Tina Turner Coverband des Yachtclub Sommerfests lauschen durften. Die nachfolgenden Bässe des DJ ließen die Fenster des Yachtclubs heftig scheppern und drangen sogar durch die fest verstopften Ohropax in mein Innenohr. Einigen machte das gar nichts aus, denn in den Senken der Zeltwiese konnten sie friedlich auf einem weichem Wasserbett dem krummen Rhein entgegen träumen.

Bettina Milde

Tag 2 auf dem krummen Rhein

Am Sonntagmorgen begrüßte uns die am Vortag schmerzlich vermisste Sonne und wir machten uns auf den Weg über die Grenze ins elsässische Plobsheim, einem beschaulichen Örtchen mit viel Blumenschmuck am Einstieg an der Ecke Rue du Rhin/ Rue de la Scierie. Das Abladen und unser Start wurde von den Einheimischen wohlwollend zur Kenntnis genommen und uns ein schöner Tag gewünscht.

Der krumme Rhein oder le Rhin Tortu machte seinem Namen von Anfang an alle Ehre und schlängelte sich mit leichter Strömung an allerlei Häusern und deren liebvoll gestalteten Gärten vorbei, so dass es einiges zu gucken gab. Abgesehen davon kam ziemlich kurz nach dem Einstieg eine interessante Stufe an einer Engstelle, deren Schwall wir alle aber gut bewältigten. Kurve um Kurve paddelten wir dann voran – an Bäumen vorbei, um Bäume herum, unter Bäumen durch, am Ufer viel Natur, manchmal Schilf, an einigen Stellen auf dem Wasser Seerosen, wirklich idyllisch mit vielen Libellen, doch glücklicherweise keinen Schnaken. Die warteten alle auf uns am ersten Wehr im Wald, das wir umtragen mussten bei der Rue de la Ganzau.

Auch die Mittagspause fand dort mitten unter Blutsaugern statt, weswegen wir uns für einen Stehimbiss entschieden, um schneller wieder weg von den Quälgeistern zu kommen. Nächste Herausforderung war eine Stelle mit laut tosender Querströmung aus einem Seitenarm. Wie schon vorher beim Schwall fuhr Peter voraus und hatte dann für alle anderen die passenden Instruktionen parat, um heil auf die andere Seite zu kommen.

Anschließend waren wir schon in Strasbourg und paddelten an Häusern, Gärten, Bahngleisen, Parks, Wohnblöcken, Menschen und dem Stadium Stade de la Meinau vorbei auf einem Fluß, der sich als grünes Band durch die Außenbezirke schlängelte. Manchmal musste man sich langsam durch Verblockungen arbeiten, ein weiteres Wehr musste umtragen werden und auch eine Kajakslalomstrecke mit Prallwänden und gestreiften Stangen war zu bewältigen bis zur Mündung des krummen Rheins in die Ill.


Es folgte ein weiterer Höhepunkt, die Fahrt auf der Ill durch das Stadtzentrum, wohin man sonst nicht wirklich auf dem Wasser kommt – erst durch die Barrage Vauban und dann vorbei am Quartier de la Petite France, dem Gerberviertel.

Dort warteten wir gespannt, wann vor lauter Batorama-Touribooten in der Schleuse auch Platz für uns sein würde, und konnten dabei allerhand Rangiermanöver bestaunen, um eine Familie mit Kinderwagen vor Tourende sicher an Land zu bringen.

Nach der Schleusung ging es schwungvoll weiter mit Wellen und Schiffsverkehr die Ill hinunter vorbei an den Menschen und Sehenswürdigkeiten des Stadtkerns und dahinter bis zum Ruderclub am Ufer auf der anderen Seite des Fernsehsenders ARTE. An dessen Steg endeten 21 spannende Kilometer durchs Elsass.

Danke Bernhard für diese einzigartige Tour aus den „Flussperlen am Oberrhein“, einem Paddelführer, dessen Autor wir am Samstagabend in Kehl kennenlernen durften.

Kirsten Plöger


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