Rückblick ins Jahr 2012 – Paddelwochenende am Restrhein
Paddelwochenende am Restrhein 27.-29. April 2012
Bei meinen früheren Frankreichfahrten in Richtung Mulhouse, von der A 5 kommend über den Rhein und den Grand Canal d`Alsace, habe ich mir sicher niemals gedacht, dass ich dort „unten“ ein paar Jährchen später mal, mein erstes längeres Paddelerlebnis haben werde.
Als ich Freitagabend auf dem Campingplatz Gugel in Neuenburg am Rhein eintraf, waren alle anderen mit dem Zeltaufbau schon fast fertig. Schnell hab ich auch noch einen geeigneten Platz für mein Zelt gefunden. Alle anderen Zelte, die zwei VW Busse, Autos und der Kanuanhänger reihten sich im Kreis um Peters zentral stehenden Wohnanhänger …wahrscheinlich die instinktive Schutzfunktion! Bis auf ein paar „campwütige Luzerner“ fühlten wir uns aber alle sicher und unbedroht! Zur Not war ja auch noch Stella da, die jeden fremden Blick zumindest misstrauisch anknurrte. Ob wir jemals Freunde werden?
Nach einer netten Vorstellungsrunde fühlte ich mich in der Gemeinschaft mit Gregor, Peter und Michaela, Hanne, Michaela und Heinz, Franz und Joshua gleich sehr gut auf- und angenommen. Beim abendlichen Zusammensitzen bei der Erbsen- und Gulaschsuppe haben Gregor und Peter ein wenig über den kommenden Paddeltag aufgeklärt. Ich machte mir schon so meine Gedanken, ob meine Paddeltechnik für den ersten richtigen Trip auf dem Restrhein ausreichen wird und ob ich den eingefleischten Paddlern immer gut und schnell genug hinterherkommen werde. Bei Bier und Wein in der geselligen Runde verflogen aber schnell die komischen Gedanken und alle freuten sich auf den, laut Wetterbericht, sonnigen und warmen nächsten Tag. Super, dass ich mir Hals über Kopf noch einen Longjohn, Paddeljacke und Neopreen-Schuhe zugelegt habe. Dafür fehlten mir aber peinlicherweise die elementarsten Campingsachen wie Besteck, Tisch, Stuhl usw. Was meine Frau noch wissen sollte: Franz von nebenan hat mich am nächsten Morgen freundlicherweise in seine „schnarch und störungsarme Zeltnachbarnmitgliederliste“ aufgenommen. Während dem Frühstück sind dann noch Ilona und Matthias zu uns gestoßen. Nach einer kurzen Vorbereitung (Kleidung, Vesper usw.) ging es dann zu elft zügig los. Die Erfahrung und die Routine waren den Organisatoren immer anzusehen. Alles lief so locker, lässig, aber doch sehr präzise ab und ich hatte immer das Gefühl, sehr gut aufgehoben zu sein.
Bei unserer Einstiegstelle des ersten Tages, die unter der Isteiner Schwelle lag, hatten wir schnell alle Boote im ruhigen Wasser des Restrheins und ich fand mich mit meinem gutmütigen Kajak schnell zurecht. „Moritz“ führte mich sicher durchs hauptsächlich ruhige und nur manchmal leicht schwellige Wasser. Bis auf zwei kleinere Adrenalinschübe, an der einen sind wir fast alle auf dem Grund einer Schwelle hängen geblieben und an einer anderen, eigentlich an deren Rand, durchs aufgeschäumte Wasser gehoppelt, war es durchweg ein ruhiges Treiben. Da am linken Ufer Frankreich und am rechten Deutschland war, weiß ich echt nicht, wie oft wir die Grenze passiert haben. Jedenfalls haben wir in Frankreich und zwar vis-à-vis von Rheinweiler unsere Mittagspause gemacht. Das schöne Wetter und das Tischleindeckdich im Gras ließen die gute Laune nur noch weiter ansteigen. Außer mit zwei Fischern und ein paar „armen“ Goldschürfern (naja wer weiß?) mussten wir an diesem Tag mit niemandem sonst die Wasserhoheit teilen. Nach ca. 13 Rheinkilometern hatten wir dann in Sichtweite der Autobahnbrücke der A36 unsere Ausstiegstelle erreicht.
Es dauerte nicht lange, da wurden die Autos und der Hänger hergeholt und bis zum Campingplatz war es eh nur noch ein Katzensprung. Der Platz ist gar nicht so schlecht: Gute und saubere Sanitäranlagen, Hallen-Schwimmbad, Restaurant, Streichelzoo, Minigolf, usw. Am Abend gab es die schon gewohnte gesellige Runde, diesmal mit leckerem Gegrillten. Trotz ursprünglicher Zweifel ob der nicht ausreichenden Grillgröße hat alles hervorragend geschmeckt. Ob dies an den zwei Grillexperten, an der Metzgerei des Vertrauens oder nur an unseren leer gepowerten Körpern lag, konnte keiner mehr so ganz genau wissen. Nach dem guten Essen, Schnaps, Bier, Wein, Witzen, Gelächter und netten Gesprächen zog man sich nicht ohne Vorfreude auf den zweiten Paddeltag nach und nach ins eigene Zeltgemach zurück. Am Morgen mussten die meisten von uns schon mal kräftig aufräumen und packen, denn am Nachmittag sollten die Abreisenden den Platz doch recht zügig verlassen können. Wie überraschend schnell doch ein kleines Zelt wieder im Kofferraum ist!
Ähnlich wie am ersten Tag wiederholte sich das Prozedere mit Frühstück, Kleider richten, Vesper und Getränke einpacken usw. Julia und ihr Freund, ich glaube zwei aus Berlin zugelaufene Paddelfreunde, hatten uns am Abend noch um Hilfe gebeten. Wir fuhren dann auch gemeinsam zur Aus- und anschließend zur Einstiegsstelle, denn ohne einem zweiten Fahrzeug ist man bei einer Flussfahrt ganz schön aufgeschmissen. Wir waren dann später doch sehr beeindruckt, wie gut sich Julia, trotz Behinderung, in dem Boot zurechtfand.
Beim Einstieg trafen wir auch noch eine Freiburger Truppe die aber dann flussaufwärts paddelte. Ich wurde nur hellhörig als man uns ein nahezu 70%-iges Kentern voraussagte. Ich dachte nur: sch…, gut dass mein neuer Neopren im Auto liegt. Wir plätscherten mit unseren Kajaks ziemlich friedlich dahin und irgendwann sah man schon die Steinbordüre näherkommen und das etwas bedrohliche Rauschen war dann auch schon zu hören. Zum Glück konnte man dort auch umtragen. Die Erfahrenen sind dann aber doch gleich mal durch die Wellen und das sah sooo sicher aus, dass ich mir einen Ruck gab und mich hinter Hannes Boot in die Wellen stürzte. Zum Nachdenken blieb nicht viel Zeit …okay, dann wäre ich halt nass geworden, falls mein zeitweilig, einhändiger Wellenritt J, doch noch schief gegangen wäre.
Im Kehrwasser fanden sich dann alle wieder und nicht viel später, weiter flussabwärts auf einer französischen Geröllbank. Dort hatten wir unsere Mittagspause gemacht. Der Durst und der große Appetit ließen den Proviant schnell wieder wegschmelzen. Das Wetter war entgegen der Prognose doch sehr stabil und die warme Sonne trieb uns dann bald wieder aufs Wasser. Ein letzter Wink zu Julia und Co die zum Durchschnaufen unter der Fessenheimer Brücke saßen.
Jetzt wurde das Wasser noch ruhiger und es war vielleicht nicht mehr so spannend. Nachdem einige friedliche Schwäne aufgeschreckt wurden und auch die Uferbelagerung zunahm, waren wir auch schon beim letzten Ausstieg. Wieder haben wir ca. 16 Flusskilometer geschafft. Das ging dann auch ratzfatz, kurz noch über die A5 Autos einsammeln, Campingplatz aufräumen, duschen, verabschieden, denn die ersten wollten recht schnell los. Noch einen schnellen Cappuccino, das Abrechnen ging dann auch überraschend zügig und schon war es vorüber! Wenn dann in ein paar Wochen die Bilder ausgetauscht werden, kommt sicher die eine oder andere freudige Erinnerung wieder hoch, bevor sie hoffentlich bald neuen Paddelereignissen Platz macht.
Mir hat es echt Spaß gemacht! Danke dafür! Ich werde mich sicher noch weiter reinsteigern können.
Alfred Winter
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