Kajak-Abenteuer auf Elbe und Peene
Bernhard hatte die Gepäcktour schon fertig geplant, musste jedoch kurzfristig die erste Etappe auf der Tollense streichen, denn diese hätte aufgrund der Verkrautung zu viele schwierige Umtragestellen gehabt. Also wurde die Tour umgeplant: Die erste Tour-Etappe mit 132 km von Magdeburg bis Wittenberge, die zweite Etappe mit 116 km auf der Peene von Demmin bis Anklam.
22. Juli – Anreise nach Magdeburg
9 Paddler (Bernhard und Elisabeth im Faltboot, Thomas, Sonja, Kirsten, Bettina, Harry, Brigitte, Karl-Heinz im Kajak und ein Begleitfahrzeug mit Mechthild und Luna) machen sich auf den Weg nach Magdeburg zum Kanu-Klub Börde, unserer Einstiegsstelle in die Elbe.
Wir schlagen bei Sonnenschein die Zelte auf der großen Wiese auf und beginnen sofort mit dem ersten kulinarischen Kocheinsatz. Bernhards Wokgericht bekommt hier fünf Campingsterne, auch die anderen Kochgruppen lassen die Gaskocher auf Hochtouren brennen und zaubern leckere Schnellgerichte zum Anreichern der Speckschicht für die kommenden Tage.
Wir besichtigen die Einsetzstelle und vermissen das Wasser in der alten Elbe. Der Steg liegt auf dem Trockenen und die Slalomstrecke hängt sozusagen in der Luft, also wo sollen wir einsetzen? Nach gründlicher Inspektion des Geländes finden wir ein Rinnsal zur Elbe, in dem wir am nächsten Tag die Boote treideln können.
23. Juli – 27 km von Magdeburg nach Rogätz
Das Treideln dauert ca. 15 Minuten bei einigen Zentimetern unter dem Kiel, aber dann ist es geschafft und wir können die voll bepackten Kajaks einsetzen. Wir durchpaddeln die Stern- und Hubbrücke und sehen den Dom zu Magdeburg, das Wahrzeichen der Stadt. Der Dom ist die erste und früheste fertiggestellte gotische Kathedrale in Deutschland mit einer Bauzeit von 1209 bis 1520.
Der befürchtete Gegenwind verschont uns nach Verlassen der Stadt und weht stattdessen paddelfreundlich aus Südwest. Bei angenehmen 22 Grad und wenigen Wolken paddeln wir gemütlich und ohne Berufsschifffahrt Richtung Rogätz. Der Pegel ist so niedrig, dass keine Schiffe fahren können und viele Sandbänke frei liegen, die wir für einige Strandpausen und ein ausgiebiges Picknick nutzen.
Bei Elbe Km 339,1 kommt die Trogbrücke Magdeburg / Hohenwarthe in Sicht. Diese ist mit einer Länge von 918 m die weltweit längste Kanalbrücke und Europas größte Stahlkonstruktion. Das Kernstück des Wasserstraßenkreuzes Magdeburg führt den Mittellandkanal über die Elbe. Wir bestaunen das imposante Bauwerk, das eine Wassertiefe von 4,25 m und eine nutzbare Trogbreite von 32m hat.
Wir übernachten im Sportclub Kanu Rogätz auf der Zeltwiese und kochen wieder leckere Campingkost ergänzt von einigen Flaschen Bier und Radler, die der Kanuclub für Wasserwanderer gut gekühlt bereithält.
24. Juli – 37 km von Rogätz nach Tangermünde
Bei der längsten Etappe blicken wir immer wieder nach oben, ob die dunklen Wolken abziehen und uns ein Gewitter verschont? Wir erreichen Tangermünde noch trocken, aber kurz nach dem Zeltaufbau auf der Zeltwiese am Hafen brechen Sturm und Gewitter los und wir freuen uns in der historischen Innenstadt von Tangermünde im kroatischen Restaurant über ein leckeres Abendessen. Die Kaiser- und Hansestadt Tangermünde zählte mit seiner Burg und vielen Fachwerkhäusern schon mehrmals zu den 10 schönsten Kleinstädten Deutschlands. Die Stadtmauer mit vielen Wehrtürmen aus dem 13. Jh. schützte die Stadt vor Überfällen, die aus Richtung Elbe drohten, die im Mittelalter als wichtiger Verkehrsweg genutzt wurde.
25. Juli – 34 km von Tangermünde nach Havelberg
Am dritten Paddeltag werden allmählich die Arme schwer und wir freuen uns auf Havelberg. Doch der Pegel ist so niedrig, dass die Schleuse nicht in Betrieb ist und für uns wollen die Schleusenwärter keine Ausnahme machen. Wir stecken also fest und es geht nicht vor und nicht zurück. 205 m umtragen ist mit den schweren Booten nicht machbar, deshalb bleiben wir einfach vor der Schleuse und warten den nächsten Morgen ab. Mechthild versorgt uns mit Wasser und wir picknicken in der Abendsonne.
26. Juli – 33 km von Havelberg nach Wittenberge
Auf der letzten Elbe Etappe werden wir kurz geduscht, schaffen es vor Blitz und Donner jedoch an einer Bucht auszusteigen und retten uns unter einen Pavillon. Nach deftigem Pausenbrot im Regen geht’s weiter und wir übernachten beim Wittenberger Wassersportverein.
27. Juli – Umsetzen zur Peene nach Dahmen
Die zweite Tour-Etappe wollen wir auf der Peene fortsetzen und die Fahrer holen die Autos zurück, was wegen Stau länger dauert als geplant. Nachmittags erreichen wir in Dahmen einen schönen Campingplatz direkt am Malchiner See. Da es schon spät ist und wir keine Lust mehr haben zu kochen, bestellen wir Pizza, die wir komfortabel überdacht mit Bier und Energydrink verzehren.
28. Juli – 17 km von Dahmen über Malchiner See nach Malchin
Wir starten bei Nieselregen auf dem Malchiner See und paddeln vorsichtig am Ufer entlang Richtung Malchin. Zunächst hängen die Wolken noch tief, es klart jedoch schnell auf und wir paddeln auf der anderen Seite des Sees durch einen engen Kanal nach Malchin. Uns überrascht eine vielfältige Flora und Fauna im naturbelassenen Kanal. Gelbe Sumpfblumen, weiße Seerosen und Schilf säumen das Ufer und zahlreiche Wasservögel und Fische begleiten uns bei der Durchfahrt.
Der Malchiner Kanuclub empfängt uns mit strahlendem Sonnenschein und blauem Himmel auf einer großen Wiese, die eher an einen Golfclub erinnert. Hier gibt es für Kanuten sogar Zimmer im Kanuclub, wenn man früh genug bucht. Ganz in der Nähe genießen wir im Café ein großes Stück Kuchen.
Auf dem luxeriösen Gelände kochen wir abends am großen Tisch und treffen Daniel, den Weltenbummler, der uns mit spannenden Reiseerlebnissen unterhält.
29. Juli – 15 km von Malchin über Kummerower See
Der Kummerower See ist mit stetigem Wind als Segelrevier bekannt und wir paddeln deshalb nur 15 km sicherheitshalber am Ufer entlang. Nach einigen Kilometern wird es richtig ungemütlich, es nieselt, der Wind bläst auflandig von der Seite und es bilden sich Wellen mit Schaumkronen. Wir sind froh an der Aalbude anzulanden und stürzen uns auf Limo und Räucherfisch, bevor das nächste Gewitter die Zeltwiese am Hafen einweicht. Zum Glück können wir unter dem Dach eines Picknickplatzes kochen und legen uns bald zur Erholung ins Zelt.
30. Juli – 23 km von Kummerower See und Peene nach Demmin
Wir lassen den Kummerower See hinter uns und biegen in die Peene ein, die wegen ihrer unberührten und reizvollen Natur oftmals als »Amazonas des Nordens« bezeichnet wird. Im Peenetal verläuft der Fluss durch weite, grüne Wiesen mit glasklarem Wasser, das zum Baden einlädt. Einige Motor- und Hausboote begegnen uns auf der Bundeswasserstraße, was die Naturpark-Idylle aber gar nicht beeinträchtigt. An einer Badestelle machen wir Rast und treffen viele Kanuten, die zwischendurch ein Bad nehmen.
Die schöne Strecke beenden wir in Demmin und zelten im Hafen auf der Zeltwiese. Wieder werden wir beim Kochen von heftigen Sturmböen mit Gewitter überrascht und haben Glück unter einem großen Dach in Deckung gehen zu können. Schweren Herzens beschließen wir, die Tour am nächsten Tag abzubrechen, statt noch bis Anklam zu paddeln, denn die Wettervorhersage fällt für die zwei folgenden Tage sehr nass aus. Aber wir sind ja nicht aus Zucker: Im nächsten Jahr wird die Tour auf der Elbe vom Sandsteingebirge bis Magdeburg fortgesetzt.
Vielen Dank an Bernhard für die Organisation, die vielen Tipps und Tricks zum Wanderpaddeln und zu Ausrüstung und Camping. Das war ein Abenteuer, an das wir uns noch lange erinnern!
Bettina Milde
Posted in Aktuelles, Wanderpaddeln mit Gepäck