Frühjahrsfahrt an die Nahe – Wildwasser für Anfänger, Profis und Genießer – Ein Erfahrungsbericht
Auf dem Campingplatz Nahemühle in Monzingen traf sich am Donnerstagabend eine kleine, aber feine Paddelgruppe zur alljährlichen Nahefahrt. Die Motiviertesten waren schon früher da, um das Camp aus Wohnwagen, Wohnmobilen und Zelten aufzubauen und auf dem Wasser bereits einen Teil der für den nächsten Tag geplanten Tour zu sondieren. Gemeinsam belohnten wir uns für all den Aufwand mit einem leckeren Abendessen im platzeigenen Wein&Wohncafé Charmant, bei dem man als Neuling so einiges über Verein, Campingplatz, Ort, Region, Fluss und Wasserstand lernen konnte.
Ganz offensichtlich gehört die Nahe schon seit Generationen zu den beliebteren Paddelgewässern der Germersheimer Kanusportgemeinschaft und dies nicht ohne Grund, weil der Fluss je nach Wasserstand und Wetterlage immer neue Herausforderungen bietet. Manchmal kann man darin wasserwandern und die Boote treideln, manchmal müssen die Anfänger eine Runde aussetzen, weil das Gewässer zu reißend daherkommt und die Profis dann den bei ihnen noch höher im Kurs stehenden Kellenbach fahren, weil da die ruhigen Passagen vor den Wehren wegfallen.
Zum Glück war der Wasserstand dieses Jahr aber anfängerfreundlich, so dass nach einer ersten kalten, windigen Nacht und einem guten Frühstück am nächsten Tag die gesamte Gruppe in Kirnsulzbach starten konnte. Für die Profis keine Herausforderung und im Wesentlichen entspanntes Genusspaddeln, doch für Anfänger viel Nervenkitzel, weil man den Fluss immer wieder bedrohlich rauschen hört und ständig neue Inseln, Wehre, Steine und Bäume auftauchen, bei denen man permanent darauf achten muss, dass die Bootsspitze in die richtige Richtung zeigt, um im nächsten Augenblick weder mitten im Fluss oder am Rand festzuhängen noch zu kentern. Bis zur Mittagspause lief das ganz gut, vor allem weil mir viel erklärt und gezeigt wurde und es vor den Wehren auch sehr entspannte Teilstrecken gab, wo wir uns in der Sonne treiben lassen konnten. Dann jedoch nützten alle guten Ratschläge, Hinweise und Demonstrationen der Profis vorher nichts mehr. Baum voraus, starke Strömung, keine Chance, sehr viel Wasser und ich schwamm. Aber kein Problem für erfahrene Paddler, in Nullkommanichts war Paddel gesichert, Boot geleert und ich konnte weiterfahren über weitere zwei Wehre dem ersehnten Abendessen und sicheren Campingplatz entgegen. Die Profis hingegen nahmen sich noch die nächste Flussetappe vor, um zu testen, was kommt. Beim gemeinsamen Grillen später mit vielen leckeren Salaten fiel dann die Entscheidung, die Tour am nächsten Tag wieder flussaufwärts zu beginnen, und zwar in Fischbach, weil die Strecke vom Campingplatz flussabwärts in Richtung Barfußpfad Bad Sobernheim beim aktuellen Wasserstand mit Wildwasser nichts mehr zu tun hätte, sondern mehr mit den Lingenfelder Altrhein.
Neuer Tag, neuer Einstiegspunkt, neue Gruppenzusammensetzung, neue und alte Sorgen für mich als Anfängerin – Bäume, Steine, Wehre und Inseln, wo treibt mich die Strömung hin, wo sollte die Bootsspitze hinzeigen, wo fängt das Kehrwasser an, wo sind die gefährlichen Bäume? Außerdem mehr Gegenwind und weniger Sonne. Dafür war die zusätzliche Strecke ab Fischbach wirklich reizvoll und abwechslungsreich, auch für mich, weil ich direkt hinter Uwe die Chance hatte, zu sehen, dass es eigentlich nicht kompliziert ist, was wir da fahren, auch wenn ich selbst nicht wirklich viel davon verstehe und deshalb immer wieder überfordert bin, wenn die Strömung schneller wird und Hindernisse auftauchen. Solange man dann richtig entscheidet und entsprechend reagiert, ist Paddeln auch im Wildwasser tatsächlich ein Genuss, mein Fazit, so dass ich wirklich froh bin, mit an die Nahe gefahren zu sein. Und wenn man nicht richtig entscheidet, reagieren alle anderen in der Gruppe und packen mit an, bis Mensch und Material gerettet sind. Auch das habe ich kurz vor dem Ausstieg nochmal getestet, wieder eine Kettenreaktion aus Anfängerfehler, erst Stein, dann Baum, dann Wasser, Boot da, Paddel weg, alle in Aktion, sehr beeindruckend, wie gut das funktioniert hat. Großes Kompliment, das Abendessen im Restaurant hatten wir uns wirklich verdient hinterher und auch der Ausklang des Abends im Gemeinschaftszelt war ungemein unterhaltsam. Danke für die tolle Tour!
Kirsten Plöger
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