Paddeln rund um den Rheinfall
Drei Touren auf dem Hochrhein
Fronleichnam ging es los. Abends trafen wir uns auf der Freizeitanlage Rheinwiesen Camping Schaffhausen und einige nutzten nach der Anreise bei sehr sommerlichen Temperaturen gleich die Gelegenheit sich im Fluss abzukühlen. Rhein satt, aber anders als zuhause ungewohnt blau und klar mit erstaunlich unerschrockenen Schwanenfamilien in unmittelbarer Nähe der Badenden. Auch für das gemeinsame Abendessen auf dem Platz zwischen den Wohnmobilen und Wohnwagen war das Wetter ideal.
Der Brückentag stand ganz im Zeichen des Rheinfalls. Morgens brachten wir die Boote auf den Parkplatz P1 in Neuhausen, von wo ein Teil der Gruppe die herabstürzenden Wassermassen mit Touristen und Ausflugsbooten ausgiebig bewundern konnte, während die anderen den Anhänger und die Shuttle-Fahrzeuge an den Endpunkt der Tour 20 km rheinabwärts in die Nähe von Rüdingen fuhren. Wieder vereint paddelten wir erstmal durch Gischt bedecktes Wasser in Richtung der herabstürzenden Fluten ins Rheinfallbecken. Was für eine einzigartige Kulisse gleich am Anfang der Tour!
Die Fortsetzung war deutlich ruhiger und entspannter, aber dadurch hatte man Zeit, die Fahrt durch die dicht bewaldeten Hochufer bis zum Stauwehr Rheinau zu genießen. Dort kann man über ein vorinstalliertes Telefon einen motorisierten Übersetzwagen anfordern und erspart sich dadurch das Umtragen. Auf Handzeichen in eine Kamera fährt dieser mit einer Gruppe von Booten beladen aus dem Wasser und befördert diese mit Drahtseilen auf Schienen gezogen ins Unterwasser hinter dem Wehr zum Weiterpaddeln.
Anschließend gab es an der Klosterinsel Rheinau Mittagessen und einen Zwischenstopp im Biergarten, um sich zu stärken für verbleibende Strecke mit zwei weiteren Wehren samt Übersetzwagen. Im Unterwasser hinter dem zweiten Wehr angekommen trafen wir auf den Einlass des Kraftwerks Rheinau und freuten uns darüber, wie sehr das Wasser auf einmal wieder strömte und uns flussabwärts zog, unter anderem an der Seilfähre Ruedifär vorbei, die aber gerade am Ufer lag. An der Brücke bei Rüdlingen endete die Tour an einem Kiesstrand zwischen den Badenden.
Mit Bootsanhänger und Autos ging es zurück zum Campingplatz zum Entspannen, Schwimmen und Grillen, bis es Zeit war für ein weiteres Highlight – die Fahrt ans Schloss Laufen am Rheinfall bei Nacht. Stufe für Stufe dem donnernden Wasser immer näher stiegen wir bis zur untersten Plattform mit der Schweizer Fahne herunter, während die Sonne unterging. Kurz darauf erstrahlte der Rheinfall im Licht von Scheinwerfern an beiden Ufern und bot zum gelungenen Abschluss des Tages ein wieder neues, imposantes Bild, auch weil nur noch wenige Besucher unterwegs waren und wir ihn fast für uns genießen konnten als wahr gewordenen Sommernachtstraum.
Der Samstag führte uns über die Holzbrücke Diessenhofen-Gailingen mehrfach über die Grenze nach Deutschland und zurück an den Öhninger Hafen. Ab hier Strömung und Kabbelwasser steht dazu in der Faltbookwiki online, außerdem Wiffen, das sind Pfähle im Fluss mit grün-weißen Rauten zur Markierung der Fahrrinne, denen man ausweichen sollte. Für uns hieß das viel Freude in bewegtem Wasser bei großer Hitze. Auch motorisierte Boote von vorn und hinten sorgten immer wieder für Abwechslung, besonders unter der Brücke in Stein am Rhein. Auf halber Strecke am Gasthaus Schupfen wären wir gern in den Biergarten eingekehrt, aber eine Hochzeit kam dazwischen. Etwas weiter flussabwärts im Rheinuferpark Gailingen hatten wir dann mehr Glück und konnten anlanden und vespern, doch ganz wichtig war, dies auch nur an der mit Ankerschild markierten Stelle zu tun. Anschließend ging es unter der markanten Holzbrücke vom Anfang durch weiter die sogenannte Mallorca-Strecke hinunter auf der außer uns auch so einige Gummiboote und aufblasbare Badeinseln trieben mit feiernden Menschen unter Sonnenschirmen oder daneben im Wasser. Irgendwo auf dieser Strecke kamen uns Gregor und Ilona mitsamt Boot abhanden. Das sorgte für allgemeines Erstaunen und Diskussionen, weil niemand sie hatte verschwinden sehen, doch wenig später tauchten sie mitsamt Albert flussaufwärts um eine Kurve treibend auf und der Abend war gerettet. Es wurde gevespert mit allem, was die pfälzischen Wurstdosen hergaben und Schorle getrunken bis in die Nacht.
Am Sonntag änderten wir die Strecke und verzichteten auf die Umrundung der Insel Reichenau im Bodensee. Stattdessen ging es für einen Teil der Gruppe schon morgens in Richtung Heimat und für den Rest wieder nach Öhningen an den Hafen, dorthin, wo der Hochrhein wirklich Spaß macht, für eine Genießertour zum Rheinuferpark in Gailingen. Diesmal war die Gummiboot- und Badeinseldichte noch deutlich höher als am Vortag, doch die Strecke noch immer gleich schön und abwechslungsreich. Richtig genial aber war, dass am Strand an der Biebermühle eine Bigband bis zum Oberschenkel im Wasser stand und Swingversionen von Popsongs zum Besten gab in der sengenden Mittagssonne. Drei Lieder später ging es weiter an den Rheinuferpark, wo wir ganz am Schluss noch einige Mühe hatten, die Boote in Hitze und Verkehrschaos auf den Hänger zu laden. Toll, wie gut und schnell das dann doch noch geklappt hat, weil sich alle reingehängt haben, und man merkt, wie gut und erfahren die Verantwortlichen die Lage überblicken und organisieren! War ein toller, wenn auch anstrengender Abschluss, nach dem sich unsere Wege trennten mit vielen schönen Erinnerungen an die gemeinsame Zeit auf dem Hochrhein. Herzlichen Dank an die Organisatoren – habt Ihr perfekt hingekriegt!
Kirsten Plöger
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