Zeit der Entschleunigung

Eine Tour auf der Oberweser 2022

Nach unseren Touren auf der Fulda 2020 und der Werra in 2021 stand in diesem Jahr die Weser auf dem Programm. Die Weser bildet sich aus dem Zusammenfluss der beiden Flüße in Hann. Münden.

Somit war der Weserstein der symbolische Startpunkt unserer Tour.

Unsere Gruppe, das waren Bernhard und Thomas als Fahrtenleiter, Elisabeth, Kirsten, Karl-Heinz und Mechthild mit Luna, Michaela, Sonja, Bettina, Bernd sowie Harry und Brigitte, die uns aber schon zum Ende des ersten Paddeltages verlassen mussten, da Brigitte sich einen Infekt eingehandelt hatte.

Der Anfang war wie immer etwas stressig, Anreise, erstes Mal Zelt aufbauen, Kochen und Ausrüstung dezimieren belasteten zunächst mal die Gedanken. Die erste Nacht war kalt und beides zusammen hat nicht gerade zu einem gesunden Schlaf beigetragen.

Aber am Sonntag, den 24.07. ging es beim Mündener Kanu Club dann endlich los, etwas überstürzt, da eine größere Jugendgruppe drohte, den Steg zu belagern. Noch ein kurzes Stück über die Fulda und durch die Schleuse und dann begann unsere Fahrt auf der Weser. Begrüßt wurden wir vom Raddampfer Kaiser Wilhelm, der gerade dabei war, die Kessel aufzuheizen für seine Fahrt an diesem Tag. Die Gäste standen derweil am gegenüberliegenden Ufer und warteten. Das Schiff sollte uns an diesem und den folgenden Tagen noch des öfteren begegnen.

Die Weser bietet ein anderes Bild, als bei den vorangegangenen Touren auf Fulda und Werra. Gemählich mäandert der Fluss durch das Bergland begrenzt von Wiesen und kleinen Dörfern und eröffnet ständig eine neue Perspektive. Die Fließgeschwindigkeit ist angenehm, die Hitze der beiden ersten Tage unserer Tour weniger. Am Mittag des ersten Tages fanden wir in Bursfelde einen kleinen Biergarten und labten uns an Getränken, Kaffee und Kuchen und am Abend tauchten einige von uns ein in die Fluten der Fulda, die eine angenehme Abkühlung bot.

Die schon auf den vergangenen Touren lieb gewonnene Frühgymnastik übernahm auf dieser Tour Bettina, am ersten Morgen noch unter den wachsamen Augen von Brigitte, die die Übungen für gut befand. Es ist angenehm nach einer Nacht im Zelt mal wieder alle Muskeln zu dehnen.

Am Montag tauchten wir noch weiter ein ins Weser Bergland, fern vom Lärm von Straßen und Schienen und auf langen Strecken begleitet vom Weserradweg. Abends hatten wir die absolut perfekte Unterkunft beim Höxter Wassersport Verein. Zahlreiche, auch überdachte Sitzmöglichkeiten, Wasserkocher, Getränkeautomat, kurzum alles was das Herz des Wanderpaddlers höher schlagen lässt.

Und nach und nach setzt jetzt das Urlaubsfeeling ein. Die beschauliche Landschaft, Kühe und Schafe die den Damm beweiden und am und im Wasser oder unter dem Schatten der Bäume zu finden sind. Die Dörfer, die den Fluss säumen scheinen aus der Zeit gefallen. Alte Gehöfte und Häuser in unmittelbarer Nachbarschaft neuerer Gebäude, die perfekt ins Ortsbild passen, die Wiesen und Weiden, die Berge und Wälder, der sanft sich schlängende Fluss mit den überwucherten Steinbuhnen. Hier lässt es sich perfekt die Hektik des Alltags vergessen. Am liebsten möchte man sich einfach treiben lassen, was aufgrund der geringen Befahrung durch Schiffe und Boote durchaus möglich ist. Nur die auf dem ersten Abschnitt zahlreichen Seilfähren mahnen zur Aufmerksamkeit. Einmal sind ihr Bernhard und Elisabeth nur knapp entkommen.

Weiter geht es jeden Tag, und auch immer weiter weg vom Alltag. Die Gedanken konzentrieren sich nur noch aufs Paddeln, Essen kochen, Essen und Schlafen. Auf dem Wasser verliert man sich in der lieblichen Landschaft, etwas stressig wird es nur beim Ausstieg, wobei die Stege perfekt und meistens mit Rollen ausgestattet sind. Das Wetter war nicht immer perfekt. Am dritten und vierten Tag war es bewölkt und recht kühl. Aber in Hameln, unserem Pausencamp, lachte schon wieder die Sonne, so dass wir der Rattenfängerstadt einen kleinen Besuch abstatten und im Lidl unsere Vorräte aufstocken konnten.

Wir passierten auf unserer Tour zahlreiche, sicherlich sehenswerte Orte wie Rinteln, Höxter mit dem Kloster Corvey. Leider fehlt hier dem Wanderpaddler mit Eigenversorgung die Zeit, all diese Perlen der Architektur und Kultur mitzunehmen.

Die Landschaft wird auf dem Weg nach Hameln, vorbei am stillgelegten Atommeiler Würgassen immer flacher, nur ab und zu tauchen wieder Berge auf. Auch erheben sich mehr und mehr Industriegebäude und der Verkehrslärm erscheint nach der Ruhe der vergangenen Tage ohrenbetäubend. Nach Hameln werden die Ufer wieder lieblicher, aber der Fluss taucht zunehmend in die norddeutsche Tiefebene ein, in der er sich ab Minden verlieren wird. Von daher war der Endpunkt unserer wunderschönen Fahrt perfekt gewählt. Total entschleunigt kamen wir am Samstag, den 30.7. in Minden an und genossen den Abend gemeinsam beim Italiener im Stadtzentrum.

Vielen Dank an Bernhard und Thomas für die Organisation dieser Tour der Entschleunigung, es war einfach herrlich!

Michaela Kastl-Bastian

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