Abenteuer Groschenwasser

Das Wetter war herrlich und für die ausgefallene Wochenendtour an den Oberen Neckar musste Ersatz her. Also suchte Bettina auf allen Kanälen nach Mitstreitern für eine Sonntagstour auf dem Groschenwasser. Bald hatte sich ein erkleckliches Grüppchen zusammengefunden und die Modalitäten wurden besprochen. Um 9.00 Uhr ging es in Germersheim los. Am Sportplatz in Auenheim war mächtig was los, wir waren also nicht die einzigen, die das gute Wetter nutzen wollten. Da wir zuerst die Autos zum DJK Sasbach am Steingrundsee versetzt haben (wir wollten diesmal die Schiffswerft, bei der man auch schlecht aussteigen kann, links liegen lassen und hatten uns für die fünf Kilometer längere Tour bis zum See entschieden), konnten wir erst gegen Mittag starten.

Es war einfach herrlich! Oben sonnig und warm und unten kühles, glasklares Wasser. Einmal schlängelt sich das Groschenwasser als schmaler Bach durch Wälder und herabhängende Äste, dann wieder weitet sich das Wasser, es entstehen kleinere Seen und Auenlandschaften. Dieses Gewässer ist immer wieder ein Traum und man lässt sich einfach gleiten und genießt die Zeit.

Aber Achtung, der Bach strömt! Ach Mist! Jetzt hat Bettina nicht aufgepasst und ist an einer Engstelle (ein quer liegender Baum versperrte den Weg) auf einen Mitpaddler aufgefahren – und hat prompt eine Schwimmeinlage hingelegt. Mit Hilfe unseres Wildwasserprofis Thorsten konnte sie mit etwas Mühe ihr Boot an den Rand und schließlich sich wieder ins Boot bringen.

Am üblichen Rastplatz war eine Gruppe mit Kanadiern und sonstige Ausstiegsmöglichkeiten zu starker Sonneneinstrahlung ausgesetzt. Einen guten Rastplatz fanden wir dann am „Schwall“, einer Brückenunterfahrung mit starker Verengung und Strömung. Unsere erste Handlung war die Rettung eines gekenterten Kanadiers incl. Boot ausleeren, Schuhe und sonstige lose Sachen einsammeln. Statt Kenterschorle gab’s für die Besatzung ein Kenterwürtschen von unserem mitgebrachten Grill. Unsere Boote standen noch auf der anderen Seite und erste Zweifel kamen auf. Kommen wir da heil durch? Während der Grillpause hatten wir hier den perfekten Ausblick auf nachfolgende Paddlergruppen, die das Hindernis alle ohne Probleme meisterten, so dass wir nach der Pause den Kopf einzogen, das Verbotsschild ignorierten und alle heil auf der anderen Seite ankamen. Bei so einer kleinen Wildwassereinlage kommt schon Spaß auf.

Wir ignorierten auch sonst alle Verbotsschilder, die die Unterfahrung der Brücken untersagt, zogen den Kopf ein und hatten Spaß. An der drittletzten Brücke ging nichts mehr, selbst schwimmend wären wir vermutlich nicht durchgekommen. Also aussteigen, übertragen, einsteigen.

Und dann, mit einem lauten „Plong“, endete an der vorletzten Brücke (ganz friedlich hier vorne links) zumindest für einen von uns die Tour vorzeitig. Ralph hatte sich den Kopf angestoßen und blutete so stark, dass an eine Weiterfahrt nicht zu denken war. Nun kam das Verbandszeug zum Einsatz, das zum Glück einige von uns dabei hatten, beim Absetzen des Notrufes haben sich meine Französischkenntnisse bewährt und bis wir endlich eine Verbindung zum DRK in Deutschland hatten, hatte Thorsten, der auf dem Waldweg zur Straße vorgelaufen war, auch noch einen Glückstreffer gelandet und ausgerechnet eine Rettungsassistentin des DRK angehalten, die dort privat unterwegs war. Die professionelle Versorgung hat nicht nur den verletzten Ralph beruhigt, sondern auch dem Rest der Gruppe Sicherheit gegeben.

Um durch das Warten auf den Krankenwagen die Rückfahrt nicht weiter zu verzögern, sind Bernhard und ich dann aufgebrochen, um die Autos an die verschmähte übliche Ausstiegsstelle an der Schiffswerft zu holen. Hier vielen Dank an Ralph der trotz Kopfverletzung vehement darauf hingewiesen hat, dass wir unbedingt seinen Autoschlüssel aus seiner Tasche nehmen müssen, „denn sonst habt ihr ein Problem“ und der uns sein Auto mit Hänger anvertraut hat.

Am Ende ist alles gut gegangen, Ralph durfte nach einer Nacht im Krankenhaus nach Hause. Im nachhinein aber gewinnen die vielen Verbotsschilder vor jeder Brücke, die vor der Unterfahrung der Brücke warnen eine neue Bedeutung. Vielleicht sollte man doch über das Tragen eines Helmes nachdenken, wie wir es ja in der Westpfalz ganz selbstverständlich tun, denn auch die vielen herabhängenden Äste auf vielen Teilstücken sind nicht ganz ungefährlich. Und nicht vergessen, Abstand halten im fließendem Gewässer verhindert so manche Schwimmeinlage. Und ja, Verbandszeug und Handy haben sich durchaus in dieser Situation auch bewährt.

Michaela Kastl-Bastian


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