Fundsache Faltboot – Anno 2002
Es war Sommer. Die Sonne schien am frühen Morgen schon vom blauen Himmel. Also ins Boot Gabi, Mechthild, Günter und ich. Am Steg der Rhenanen stiegen wir ein und paddelten gemächlich den Rhein hinunter bis zur Einmündung des Mechtersheimer Altrheins. Durch ihn in den Schäferweiher, den Lingenfelder Altrhein, den Kief dann in das Hafenbecken übertragen und die letzten Meter den Rhein hoch in den Werthafen. Das war unser Programm, das wir an diesem Tag locker und lässig, eben erholsam bewältigen wollten.
„Da treibt ein Zweierfaltboot“, sagte Günter. Günter hat ja, wie wir alle wissen, den peripheren Blick. Tatsächlich trieb auf dem Altrhein in einer kleinen Bucht auf dem Wasser mutterseelenallein ein Zweierfaltboot. Die Spekulationen setzten ein. „Da hat jemand sein Boot nicht ordentlich festgemacht.“ Es war niemand zu sehen. Also riefen wir „Halloooo“.
Niemand meldete sich. „Das Boot treibt bestimmt schon lange hier. Schau Dir die veralgte Wasserlinie des Bootes an.“ „Könnte sein. Aber wie kommt es dann in den Altrhein. An eine so abgelegene Stelle?“ „Vielleicht ist ein Unglück passiert.“ „Ja, aber die beiden Doppelpaddel liegen so akkurat im Boot.“ Rätsel über Rätsel. „Hallooo, Hallooooo!“
„Nehmen wir es mit. Man kann es hier noch nicht einfach treiben lassen.“ Gesagt getan. Günter nahm das Faltboot ins Schlepptau. Den Mechtersheimer Altrhein hindurch bis zum Ende. Dann übertrugen wir es in den Schäferweiher. Setzten ein, durchquerten den Schäferweiher, paddelten bis zur Sandbank im Kief, Günter das Faltboot schleppend.
Es war Sommersonne. Wir ruhten auf der Sandbank. Wir stärkten uns. Später paddelten wir den Kief durch bis zum Ende. Das Boot jetzt noch in das Hafenbecken tragen? Dann noch den Rhein hoch mit dem Faltboot im Schlepptau? „Wir deponieren das Boot jetzt hier“, war die einhellige Meinung. „Später holen wir es mit Auto undAnhänger ab.“
Das machten wir dann später. Luden das Faltboot auf den Anhänger und fuhren zurück. Da kam Günter die Idee: „Komm wir fahren bei der Wasserschutzpolizei vorbei und melden den Fund.“ Die Lösung unseres Bootproblems. Was sollten wir auch mit dem Boot anfangen?
Günter klingelte am Tor der Wasserschutzpolizei. „Wir haben einen Fund zu melden“, gab er kund. Ein Polizist kam und öffnete uns das Tor. „ So Sie haben etwas gefunden. Vielleicht ein Faltboot?“ Wir blickten uns erstaunt an. „Ja. Aber wie kommen Sie darauf?“ „Das trifft sich gut. Hier ist jemand, der gerade eine Anzeige macht, wegen eines Faltbootes, das ihm geklaut wurde.“ Erstaunen.
Drinnen saß ein etwas verwirrt wirkender Mann. Er hatte die Anzeige aufgeben. Zwei Männer und zwei Frauen, traf auf uns zu, hätten sein Faltboot geklaut. Er habe Angler befragt, die uns gesehen hätten. Darauf hätte er uns verfolgt. Er war im Altrhein zum Fotografieren unterwegs, sagte er. Unser Rufen hätte er nicht gehört. Seltsam.
„Was machen wir mit Ihnen?“, sagte auf einmal ein Wasserschutzpolizist. Er meinte nicht uns, er meinte den Mann, der die Anzeige erstatten wollte. „Fahren im Naturschutzgebiet. Gar betreten des Landes. Belästigen der, Polizei?“ „Bedanken Sie sich bei den Findern.“
Es gab 5 € als Finderlohn für die Vereinskasse. Es blieb ein Rätsel. Wieso treibt ein Boot mit zwei schön parallel gelegten Doppelpaddel so ganz allein im Altrhein. Niemand ist zu sehen, niemand antwortet, aber jemand verfolgt uns und macht eine Anzeige. Merkwürdig oder?
Karl-Heinz Petry
(aus unserem Jahresheft 2002/2003)
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